Architektur im Mallorca-Lexikon

Die ersten Zeugnisse von Architektur auf Mallorca findet man in den Siedlungen aus der Bronzezeit, zum Beispiel in den Wachtürmen. Viele dieser Türme wurden allerdings im Mittelalter schwer beschädigt, weil Menschen ihre Steine für den Kirchenbau verwendeten. Auch von den Römern sind noch Bauwerke erhalten, wie die Römerbrücke am Ortsrand von Pollença. Die Innenhöfe der Patrizier- und Bürgerhäuser in den Gassen der Altstadt Palmas, „Patios“ genannt, stammen aus der Zeit der Araber. Auch die Arabischen Bäder der Medina Mayurka aus dem 10.- 11. Jahrhundert zeugen von der Architektur der Moslems. In Palma entstand auf Befehl des Eroberers Jaume I. im 13. Jahrhundert die spätgotische Kathedrale, eines der bekanntesten Wahrzeichen der Insel. Diese Kathedrale wurde seitdem stets umgebaut und verändert, der berühmte spanische Architekt Antoni Gaudí gestaltete Anfang des 20. Jahrhunderts den Chor und den Altarraum neu. Besondere Gebäude wurden aus den goldfarbenen „Marès“- Steinen aus der Region Campos/Santanyí errichtet: die Börse Sa Llotja und das Rathaus in Palma de Mallorca. Dieser Stein war so wertvoll, dass viele Menschen nur einen kleinen Teil ihres Hauses damit ausstatten konnten Der charakteristische, gelbe Sandstein leuchtet in der Sonne und gibt Mallorcas Dörfern ihren ockerfarbenen Schimmer. Auf dem Land gab es Bauernhöfe (vaqueria) und die Häuser der Großgrundbesitzer (possesió), die oft den Patrizierhäusern in Palmas Altstadt nachempfunden waren. Wenn man durch die Dörfer geht, fällt einem auf, dass die Vorhänge der Häuser stets geschlossen bleiben. Die schweren, hölzernen Läden halten nicht nur die Hitze ab, sondern schützen auch vor neugierigen Blicken.

Mallorquinische Einrichtung

Typisch mallorquinische Häuser sehen von außen manchmal kalt und abweisend aus. Im Hochsommer, wenn die Mittel- und Nordeuropäer erst recht an die Strände strömen, schließen viele Mallorquiner ihre hölzernen Fensterläden, um das Innere des Hauses schön schattig zu halten. Mallorquiner gehen nicht an den Strand, um sich in der Gluthitze zu sonnen, sondern bleiben im kühlen Inneren des Hauses oder genießen den Schatten auf der Terrasse im Hinterhof. Die „mallorquinischen Vorhänge“ schützen auch vor den Blicken Fremder. Denn über die Jahrhunderte haben viele verschiedene Völker Mallorca erobert, so dass die Mallorquiner auch in unseren Zeiten des Tourismus manchmal gerne unter sich bleiben. Erst wenn man das Vertrauen einer mallorquinischen Familie gewonnen hat, wird man auf einen Kaffee eingeladen und lernt die Häuser von Innen kennen. Der Eingangsraum ist oft der repräsentativste Raum des Hauses. An den Wänden reihen sich Stühle und dekorative Pflanzen in fein verzierten Töpfen schmücken den Raum. Spiegel, Grafiken, Gemälde und Familienfotos schmücken die Wände der Räume. Im Winter brennt im Wohnzimmer oft Feuer im Kamin. Man blickt von dort aus in den Hinterhof, einen grünen Paradiesgarten, der von außen von der Straße kaum einsehbar ist. Hier werden Blumen und Pflanzen liebevoll gepflegt: von Orangen, Zitronen bis hin zu Gummibäumen. In den Fincas, früher Bauernhäuser, war der Innenhof auch der soziale und architektonische Mittelpunkt, um den die Wirtschaftsräume, die Ställe und Speicher herum gruppiert waren. In manchen Stadthäusern und Patrizierhäusern gibt es noch größere Innenhöfe mit Brunnen und Bänken, nach oben führt eine Treppe in die Beletage, in der die Herrschaften früher residierten.

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