
Geschichte im Mallorca-Lexikon
Mallorca zur Zeit der Mauren
Das Zeitalter des Islams auf Mallorca sollte für die Insel wirtschaftlich und kulturell eine Blütezeit werden. Nachdem die Insulaner begonnen hatten, den Handelsverkehr der Araber durch Piraterie zu stören, griffen diese im 8.Jahrhundert die Insel an. Die arabisch- berberischen Eroberer, Mauren genannt, eroberten die Insel schließlich 902, nachdem der Emir von Córdoba ein Heer auf die Balearen geschickt hatte. In den darauf folgenden 300 Jahren lebten Christen, Juden und Muslime gleichermaßen und nebeneinander auf der Insel. Die Mauren trugen dazu bei, dass die Landwirtschaft auf der Insel modernisiert und erneuert wurde. Sie kannten raffinierte Bewässerungstechniken und führten das System der Terrassenbewässerung ein. Ziehbrunnen wurden gegraben und mit Eselskraft angetrieben und verschiedene Pflanzen und Bäume, wie Mandelbäume und Früchte wie Aprikosen und Zitronen wurden an der Insel nun angebaut. Moscheen, öffentliche Bäder, Brunnen und Bäckereien gehörten von nun an zum Stadtbild Palmas dazu, die nun „Medina Mayurka“ genannt wurde und ca. 25000 Einwohner zählte. Anfang des 13 Jahrhundert neigte sich das Zeitalter der Mauren langsam seinem Ende zu. Wieder ging es um Piraterie- diesmal von den Mauren zum Nachteil der christlichen Kaufleute betrieben. König Jaume I. von Aragón stach 1229 mit einer Armee in See um Mallorca zu erobern. Nachdem er bei Santa Ponça an Land ging und mit seinen Truppen monatelang die Hauptstadt belagerte, ergaben sich die Muslime. Viele Tausende Menschen fanden den Tod. Die Bauten der Mauren wurden blind zerstört, so dass es nun kaum Überreste dieser Kultur auf Mallorca gibt- anders als auf dem spanischen Festland.
Mallorca im Mittelalter
Nachdem der mehr als 1000 Jahre dauernde Konflikt zwischen Christen und Mauren zugunsten der Christen ausgegangen war und Jaume I. Mallorca eroberte, brach eine neue Zeit an. Die maurischen Bauwerke wurden zerstört, anstelle von Moscheen wurden häufig christliche Kirchen gebaut. Die Könige wechselten nach 1387 häufig, im Jahre 1479 wurden die Königreiche Aragón und Kastilien zusammengeführt. Palma blieb eine sehr wichtige Handelsstadt des Mittelmeeres. Das Mittelalter war aber auch eine Zeit, die von vielen Bedrohungen und Unsicherheiten geprägt war- einerseits wütete die Inquisition, die dafür sorgte, dass die katholischen Glaubensregeln zwanghaft eingehalten wurden. Andererseits gab es Probleme mit maurischen Piraten, die mordeten und plünderten. Aus dieser Zeit stammen viele Wachtürme, die aufs Meer hinaus gerichtet sind und sich jeweils auch in Sichtweise des anderen Turms befinden. Dörfer wurden oft weit von der Küste oder vom Hafen gebaut, um nicht in Gefahr zu gelangen. Seuchen und Wirtschaftskrisen forderten oft unter den niedrigsten Bevölkerungsschichten die meisten Opfer. 1348 starben 15000 Bewohner der Insel an der Pest. Von den Königen festgesetzte Kriegssteuern und Handelssteuern ließen die Menschen weiter verarmen. Es kam zu Bauernaufständen und Unruhen unter Handwerkern. Die Unzufriedenheit der Menschen entlud sich in die Judenverfolgung. 1391 kam es zu einem schlimmen Massaker an Juden, andere wurden zur christlichen Taufe gezwungen. Die Marienverehrung wurde auf Mallorca seit dem Mittelalter immer wichtiger. Viele Tafelgemälde in den Kirchen zeugen von der Kunst Mallorcas zu dieser Zeit. Heute gibt es noch Mittelalterfeste wie das in Capdepera, zu dem in mittelalterlichen Trachten getanzt und gefeiert wird.
Die Geschichte Mallorcas im 19. und 20. Jahrhundert
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Mallorca noch sehr isoliert. Wegen ständiger Piraterie lag die Insel nicht an den südeuropäischen Handelswegen. Kulturell und medizinisch war das ländliche Mallorca quasi noch im Mittelalter- die Inquisition ging noch bis zu Anfang des 19.Jh. weiter, 1820 starben in Palma noch 2500 Menschen an der Pest. 1837 nahm das Dampfschiff „Mallorquin“ den ersten regelmäßigen Schiffsverkehr zwischen Barcelona und Palma auf. 1838/ 1839 verbrachten George Sand und Chopin einen Winter auf der Insel und beschrieben die Insulaner als sehr konservativ und unmodern. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts erlebte Mallorca einen wirtschaftlichen Aufschwung. Da der Weinanbau eine zentrale Rolle spielte, endete der Aufschwung mit der Reblauskatastrophe 1889 und viele Mallorquiner wanderten aus. 1903 wurde das Gran Hotel gebaut, Mallorca lockte internationale Prominenz an. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Tourismus immer wichtiger, ab 1930 empfing die Insel pro Jahr um die 40000 Besucher. 1936 begann mit dem Putsch von General Franco der Spanische Bürgerkrieg, der mit einem Sieg der Faschisten ausging. Die Franco-Diktatur führte dazu, dass Oppositionelle denunziert und eingesperrt wurden, das Katalanische wurde verboten. Zeitgleich zum politischen Rückfall entwickelte sich der Tourismus immer weiter: Mitte der 1960er Jahre wurde der Flughafen Palmas gebaut, in den 1970er Jahren wurden die Strände immer mehr zugebaut. 1975 starb Franco und Spanien wurde zur konstitutionellen Monarchie unter König Juan Carlos I. Einige Jahre darauf wurden die Balearen autonom und das Katalanische zur gleichberechtigten Amts- und Verkehrssprache erklärt. Der Tourismus erreichte einen erneuten Höhepunkt. Zugleich spielen Umweltschutz und sanfter Tourismus eine immer größere Rolle.
In diesem Artikel wird das Thema Geschichte behandelt. Gerne können Sie einen Kommentar hinterlassen. Weitere Artikel finden Sie unter dem entsprechenden Buchstaben.
Kommentare
Die Kommentarfunktion ist derzeit deaktiviert.